202012.19
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Aus welchem Grund müssen wir uns Gedanken zur Digitalisierung machen?

Die Digitalisierung spaltet zu einem gewissen Grad die Gesellschaft. Zwei Sichtweisen stehen sich dabei gegenüber: Für die eine Hälfte ist Technologie generell, und das Internet mit seiner explosionsartig wachsenden Ansammlung riesiger Datenmengen eher ein Teufelswerkzeug, mit dem die großen Technologiekonzerne eine kaum noch zu kontrollierende Machtfülle erhalten. Die andere Hälfte sieht in der Digitalisierung eine noch nie dagewesene Basis für den stetigen Fortschritt, ohne den der Wohlstand in der Gesellschaft nicht erhalten bleiben kann. Mit dem Einzug neuer Technologien, wie der künstlichen Intelligenz (KI) und daraus resultierend auch die Möglichkeiten zur Berechnung des menschlichen Verhaltens, verstärkt sich dieser Konflikt noch. Ungeachtet dessen kommt jedoch die Technologie zum Einsatz – so bauen die ersten Großstädte ein dichtes Netz aus Videokameras auf und überwachen ihre Bürger mit Hilfe von Gesichtserkennung auf Schritt und Tritt. Aber auch Unternehmen finden daran Gefallen, nicht zuletzt weil diese so vielfältig einsetzbar ist. Von daher sehen bereits viele Menschen die Gefahr, dass sie zunehmend mit – von ihnen nicht zu diesem Zwecke freigegebenen – Daten aus dem analogen Leben die Algorithmen der Internetkonzerne und Unternehmen füttern.
Doch nicht nur das. Hinzu kommen die berechtigen Zweifel, dass – da  in jeder Technologie, also auch in der KI, per se so viele Softwarefehler vorhanden sind – sie weder als vertrauenswürdig noch sicher gelten kann und somit letztendlich das Risiko besteht, hierdurch bestehende Werte unserer Gesellschaft wie etwa Gerechtigkeit, Gleichheit oder Solidarität negativ zu tangieren.

Grundsatzfragen zum Einsatz von neuen Technologien

So ist es nicht erstaunlich, dass sich die Diskussionen bezüglich der Frage mehren, ob sich der Mensch nun den zunehmend autonom operierenden Digitalmaschinen vollständig ausliefert und ob beziehungsweise was dagegen unternommen werden muss. Dass KI-basierte Anwendungen vielfach von der breiten Masse genutzt und noch nicht offensichtlich hinterfragt werden, ist dabei verständlich: Von dem erkennbaren Umgang mit den Daten seitens der Anbieter bis hin zu deren Nutzung im Rahmen der KI ist es ein weiter Schritt, der nicht von jedem Nutzer einfach nachvollzogen werden kann. Denn Fakt ist, dass ein Großteil der Bevölkerung – wie verschiedene Studien belegen – keine genauen Kenntnisse darüber hat, was KI wirklich ist und wo sie der KI überall begegnen (oder bald begegnen können). Daraus resultiert, dass KI sowie die damit verbundenen (auch negativen) Auswirkungen einerseits unterschätzt, aber deren Chancen und Möglichkeiten andererseits auch überschätzt werden.

Aber kann es dazu überhaupt einfache Antworten geben?

Unwahrscheinlich, denn unter dem Aspekt, dass die genutzte Technologie nicht wirklich für Jeden nachvollziehbar ist, läuft der Prozess zur Entscheidungsfindung auf unterschiedlichen Ebenen ab und mit diversen Ergebnissen ab. Zudem steht insgesamt die generelle Frage im Raum, wie sich die grundlegenden ethischen Fundamente unserer demokratischen Gesellschaft ins Digitalzeitalter dergestalt übertragen lassen, damit letztendlich problemlos die richtige Balance zwischen wirtschaftlichem Fortschritt aber ebenso Wahrung der eigenen Autonomie und Schutz der Privatsphäre gefunden werden kann.

Der Umgang mit persönlichen Daten sollte in der Diskussion an vorderster Stelle stehen

Mittlerweile wird der Umgang mit unseren persönlichen Daten und deren Verwendung, etwa zur Erstellung von ‚Digitalen Identitäten’ zunehmend diskutiert, oftmals jedoch mit den Standardargumenten positiv konnotiert. Denn hierfür sprechen einige gute Gründe: ein Hauptargument ist, dass sich das Leben mittels Technologie und insbesondere KI immer komfortabler gestalten lässt. Doch unübersehbar – das zeigen einige Studien – offenbart sich hierbei auch ein Paradoxon: Obwohl Anwendungen genutzt werden, vertrauen Menschen generell dem Gros der Anbieter nicht, dass diese vernünftig mit ihren Daten umgehen. Aber auch wenn sie weiter die Dienste von Unternehmen nutzen, die nachweislich Daten in erster Linie zur eigenen Gewinnmaximierung einsetzen, so kann daraus nichts eindeutiges abgeleitet werden – denn das Handeln von Menschen ist volatil und so kann sich diese Verhaltensweise jederzeit ins Gegenteil verkehren.

Fazit

Wenn wir davon ausgehen, dass die Technologien dazu geeignet sind, nicht nur das Zusammenleben in der Gesellschaft sondern auch Moral-/Wertevorstellungen grundlegend zu verändern, ist es erforderlich, dass die jeweiligen Unternehmen als Gestalter der Zukunft damit verantwortungsvoll umgehen.

Dies geschieht auch in ihrem eigenen Interesse, denn letztendlich werden die Menschen dem Einsatz neuer Technologien und insbesondere KI nur positiv gegenüberstehen, wenn sie den jeweiligen Unternehmen vertrauen können.