Persönliche Daten werden zum Dreh- und Angelpunkt – was bedeutet das für den Menschen?
Überall geben wir unsere Daten ab – mehr oder weniger freiwillig. Doch die daraus resultierenden Konsequenzen bleiben für viele weitestgehend im Verborgen. Trotzdem sollte früher oder später die Frage gestellt werden, wie das Gleichgewicht zwischen dem berechtigten Interesse des Einzelnen einerseits und dem der Unternehmen auf der anderen Seite hergestellt werden kann. Denn der Begriff der Menschenwürde, der im Grundgesetz verankert ist, darf keinesfalls einfach außer Acht gelassen werden. Gehen damit – im Gegenteil – nicht auch Verpflichtungen für Unternehmen einher, da sich allgemeingültig aus diesem Artikel Menschenrechte wie das Freiheitsrecht, ableiten lassen?
Eine Hilfestellung zur Beantwortung der Frage könnte im Weiteren anhand einer philosophischen Interpretation gefunden werden: Der Philosoph Immanuel Kant leitet den Begriff der Menschenwürde primär von der Autonomie des Menschen ab. Dies bedeutet, dass jedes Individuum konstant eine Wahl hat und über sein Handeln frei entscheiden kann – mit der einzigen Einschränkung: die Entscheidungsfindung ist geprägt von den sittlich-moralischen Werten, die im Laufe der Jahrtausende entstanden sind. Eine weitere Dimension, die bei der Fragestellung Berücksichtigung finden muss, ergibt sich daraus, dass der Mensch in seinem Verhalten prinzipiell nicht-linear ist. Dies bedeutet, dass Entscheidungen aufgrund von bestimmten Umständen jeweils komplett gegensätzlich getroffen werden können, also nicht mit dem gewohnten Verhaltensmuster übereinstimmen. Konkret ausgedrückt: Jedermann kann sich jederzeit vollkommen anders entscheiden, als er das in der Vergangenheit getan hat.
Doch durch den zunehmenden Einsatz von Algorithmen und kognitiven Maschinen besteht das Risiko, dass die Handlungsoptionen von Menschen stückweise eingeschränkt werden. Aber wodurch könnten tatsächlich für einen Menschen oder die Gesellschaft Vorteile erwachsen, dass die Entscheidungsfreiheit zunehmend limitiert ist und die Optionen des Einzelnen verringert werden? Zudem diese Restriktionen auf einem Profils basieren, dass auf Informationen aus der Vergangenheit beruht. Ist es tatsächlich im Sinne der Menschen, dass durch Prognosen, die auf historischen Daten basieren, die Möglichkeit für diese aufgrund eigener Kreativität etwas Neues und Unerwartetes zu erleben reduziert und die Zukunft weniger selber gestaltbar ist? Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass durch die Eingrenzung der Optionen und dem Ausblenden von Alternativen die scheinbar nicht zu einem Profil passen in absehbarer Zeit potentiell der Handlungsspielraum sowie auch die Fähigkeit eines Menschen zur Reifung oder möglichen Korrektur seines Lebensmodells eingeschränkt werden.